Schwere Entscheidung
Juni 2006
Gestern noch habe ich nur vorsichtig mit der Möglichkeit geliebäugelt, mir einen Job in der näheren Umgebung zu suchen. Fast 40 Kilometer Fahrt sind mit der Zeit sehr ermüdend, wenn man zusehen muss, mindestens neun Stunden pro Tag im Büro zu sitzen, aber gleichzeitig das Kind pünktlich von seinen Tageseltern abzuholen. Teilzeitjobs sind äusserst rar gesät, und an „Heimarbeit“ glaubt die israelische Management-Etage meiner jetzigen Firma nicht.
Und so finde ich mich plötzlich im Bewerbungsdschungel wieder, mehr oder weniger unfreiwillig. Ein Jobangebot nur zehn Minuten Fahrtzeit entfernt hat mich angesprochen. Nur diese eine Bewerbung, denke ich, und fange gleich an, meinen Lebenslauf zu überarbeiten. Bewerbungen sind hier ja so herrlich einfach. Da ist keine Bewerbungsmappe gefragt: keine Passfotos, keine (beglaubigten) Kopien von Zeugnissen oder Zertifikaten, kein Gang zum Postamt. Ein formloses Anschreiben und drei weitere Maus-Klicks genügen, schon ist die Bewerbung elektronisch unterwegs. Hier hat noch nie jemand einen Beweis dafür verlangt, dass ich tatsächlich meinen Magister Artium gemacht habe.
Keine 12 Stunden später klingelt schon das Telefon: Einladung zum Vorstellungsgespräch. Jetzt geht es also los—Stress im Bauch (noch mehr als im Kopf), erdachte Entschuldigungen, um ein paar Stunden Abwesenheit bei der Arbeit zu rechtfertigen, viel Fahrerei, und an den Abenden extra Arbeit, um die Testaufgaben zu erledigen, die der potentielle Arbeitgeber mir aufgetragen hat, um Textproben einsehen zu können. Und zu allem Überfluss bin ich diese Woche auch noch „alleinerziehend“, weil mein Mann mal wieder beruflich in Deutschland herumschwirrt. Ganz zu schweigen von meiner nächsten Auslandskolumne, die darauf wartet, geschrieben zu werden.
Aber ich schlage mich tapfer. Die Firma beisst an und lädt mich zur nächsten Runde ein. Alles klingt prima, ich bin völlig motiviert—und fasst bereit, auch die durchschnittlich 110% an Arbeitsstunden aufzubringen, die auf jährlicher Basis gefordert werden. 50-Stunden-Woche. Klingt erschreckend? Ein bisschen, zugegeben. Doch vom Hocker haut diese Zahl hier heutzutage niemanden. Man sollte meinen, dafür hätte man doch zumindest mehr Urlaub verdient. Aber Pustekuchen. Ich habe mich inzwischen auf stolze 18 Tage pro Jahr hochgearbeitet und kann damit sogar recht gut haushalten. Aber 14 Tage sind vielerorts die Regel; manchmal auch 12.
Noch liegt die endgültige Entscheidung vor mir. Ist ein längerer Arbeitstag die kürzere Anfahrt wert? Die paar zusätzlichen Stunden kann ich schliesslich auch von zu Hause aus erledigen.
Als ich kurz vorm Dunkelwerden mit meinem Sohnemann tief in Gedanken zum Spielplatz schiebe, treffe ich eine Nachbarin, die derzeit noch mit ihrem Kleinen das Haus hütet. Nein, sie habe noch nicht angefangen, einen neuen Job zu suchen. Hightech? Fast mitleidig sieht sie mich an. Nie wieder, meint sie entschieden. Im Gegenteil, sie überlege gerade, sich ein bisschen als Tagesmutter verdient zu machen. Das biete sich in einer Nachbarschaft mit so vielen Kindern doch an. Ich nicke etwas abwesend. Wo sie recht hat, hat sie recht. Aber mit meiner eigenen Entscheidung bleibe ich trotzdem allein. Die schiebe ich lieber noch ein wenig vor mir her.
Und so finde ich mich plötzlich im Bewerbungsdschungel wieder, mehr oder weniger unfreiwillig. Ein Jobangebot nur zehn Minuten Fahrtzeit entfernt hat mich angesprochen. Nur diese eine Bewerbung, denke ich, und fange gleich an, meinen Lebenslauf zu überarbeiten. Bewerbungen sind hier ja so herrlich einfach. Da ist keine Bewerbungsmappe gefragt: keine Passfotos, keine (beglaubigten) Kopien von Zeugnissen oder Zertifikaten, kein Gang zum Postamt. Ein formloses Anschreiben und drei weitere Maus-Klicks genügen, schon ist die Bewerbung elektronisch unterwegs. Hier hat noch nie jemand einen Beweis dafür verlangt, dass ich tatsächlich meinen Magister Artium gemacht habe.
Keine 12 Stunden später klingelt schon das Telefon: Einladung zum Vorstellungsgespräch. Jetzt geht es also los—Stress im Bauch (noch mehr als im Kopf), erdachte Entschuldigungen, um ein paar Stunden Abwesenheit bei der Arbeit zu rechtfertigen, viel Fahrerei, und an den Abenden extra Arbeit, um die Testaufgaben zu erledigen, die der potentielle Arbeitgeber mir aufgetragen hat, um Textproben einsehen zu können. Und zu allem Überfluss bin ich diese Woche auch noch „alleinerziehend“, weil mein Mann mal wieder beruflich in Deutschland herumschwirrt. Ganz zu schweigen von meiner nächsten Auslandskolumne, die darauf wartet, geschrieben zu werden.
Aber ich schlage mich tapfer. Die Firma beisst an und lädt mich zur nächsten Runde ein. Alles klingt prima, ich bin völlig motiviert—und fasst bereit, auch die durchschnittlich 110% an Arbeitsstunden aufzubringen, die auf jährlicher Basis gefordert werden. 50-Stunden-Woche. Klingt erschreckend? Ein bisschen, zugegeben. Doch vom Hocker haut diese Zahl hier heutzutage niemanden. Man sollte meinen, dafür hätte man doch zumindest mehr Urlaub verdient. Aber Pustekuchen. Ich habe mich inzwischen auf stolze 18 Tage pro Jahr hochgearbeitet und kann damit sogar recht gut haushalten. Aber 14 Tage sind vielerorts die Regel; manchmal auch 12.
Noch liegt die endgültige Entscheidung vor mir. Ist ein längerer Arbeitstag die kürzere Anfahrt wert? Die paar zusätzlichen Stunden kann ich schliesslich auch von zu Hause aus erledigen.
Als ich kurz vorm Dunkelwerden mit meinem Sohnemann tief in Gedanken zum Spielplatz schiebe, treffe ich eine Nachbarin, die derzeit noch mit ihrem Kleinen das Haus hütet. Nein, sie habe noch nicht angefangen, einen neuen Job zu suchen. Hightech? Fast mitleidig sieht sie mich an. Nie wieder, meint sie entschieden. Im Gegenteil, sie überlege gerade, sich ein bisschen als Tagesmutter verdient zu machen. Das biete sich in einer Nachbarschaft mit so vielen Kindern doch an. Ich nicke etwas abwesend. Wo sie recht hat, hat sie recht. Aber mit meiner eigenen Entscheidung bleibe ich trotzdem allein. Die schiebe ich lieber noch ein wenig vor mir her.
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